Das Turnen war seit der Vereinsgründung 1872 die älteste und auch die beständigste Abteilung. Neben dem Turnen gab es auch Sportler anderer Sportarten, die aber in eigenen Vereinen organisiert waren. Das die Frauen den Sport eroberten, ist erstmals in Pobershau 1920 nachweisbar. Innerhalb des Turnvereins konnte ab diesem Zeitpunkt eine Damenriege ihr Training aufnehmen. Die Sportmöglichkeiten für die Turner waren sehr eingeschränkt gewesen. Noch 1927 unterrichtet der damalige Vorsitzende Otto Sühring (1900-1953) die Mitglieder des Vereins darüber, dass ein Turn- und Sportplatz nicht zur Verfügung stünde. Als Übungsplatz für die Turner diente ein Turnergarten, der sich vor dem ehemaligen Erbgericht (heute: ehemaliges „Sporthotel Katzenstein“) befand. Oft fehlte es auch an finanziellen Mitteln für den Kauf von Turngeräten. Mit dem Aufbau einer Kinderturngruppe in den 30er Jahren konnte aber mit der Nachwuchsförderung begonnen werden. Zu den namhaften Turnern aus Pobershau gehörte Willy Neuber (1892-1985), der 1927 zum Oberturnrat für den Marienberger Bezirk ernannt wurde.
Nach der Gründung der Sportgemeinschaft Pobershau unterstand die Abteilung Turnen zunächst Günter Nestler (1912-1981) – ehemals selbst aktiver Sportler des Turnvereins. Er gab der Frauengymnastikgruppe und dem Männerturnen neuen Schwung. Diese nahmen an verschiedenen Wettkämpfen teil sowohl im Geräteturnen als auch bei den Turn- und Sportfesten der DDR. Unter den erfolgreichen Turnerinnen befand sich auch die ältere Schwester der bekannten Uhlig - Geschwister – Gerda Christl (geb. Uhlig ). Neben dem Turnen galt ihr Interesse auch der Leichtathletik und dem Wintersport. Eine Einordnung Christls in eine bestimmte Sportabteilung kann nicht erfolgen. Sie hatte in vielen Disziplinen ihre Stärken. Zahlreiche Urkunden aus den Jahren 1949 bis 1954 belegen ihre Erfolge im Turnen, der Leichtathletik und im Skilanglauf. 1950 und 1952 errang sie DDR-Meisterschaftstitel im Skilanglauf. Die Teilnahme an den VI. Olympischen Winterspielen 1952 in Oslo sollte daher der Höhepunkt ihrer sportlichen Kariere werden. Leider schloss das Olympische Komitee DDR-Sportler von den Spielen aus. Diese Enttäuschung hatte Gerda Christl nicht überwunden und so beendete sie 1952 ihre sportliche Laufbahn. Ein besonderer Höhepunkt für die Turnerinnen war die Teilnahme der Sportlerin Gerda Thamm (verh. Ullmann) am Deutschlandtreffen der Turner in Berlin. Trotz beschwerlicher Anreise – im Güterwagon – war dieses Ereignis für Gerda Ullmann ein unvergessliches Erlebnis. Mit dem Bau der Schulturnhalle Ende der 30er Jahre des 20. Jh. verbesserten sich die Trainingsbedingungen für die Turner erheblich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Turnhalle zwar zunächst durch die Wismut AG zweckentfremdet als Kino für die Bergbauleute genutzt, aber mit der Gründung der Sportgemeinschaft regelte ein entsprechender Turnhallenbelegungsplan die Nutzung außerhalb der Schulzeiten für alle Abteilungen der Sportgemeinschaft. Von 1959 bis 1969 bestand innerhalb der Turnerinnen eine Leistungsgruppe, die sich dem Schauturnen verschrieben hatte. Jeweils einmal die Woche traf sich die Frauengruppe der Abteilung zum gemeinsamen Training. Die traditionelle Männerriege der Abteilung Turnen trainierte bis in die 60er Jahre im Geräteturnen. Auch sie trafen sich regelmäßig zu den Trainingseinheiten. Der Nachwuchs wurde innerhalb der Abteilung während der jeweiligen Trainingseinheiten mit einbezogen, das heißt die „Kleinen“ lernten unmittelbar von den „Großen“. Aktive Turner leiteten, nach dem Günter Nestler verstarb, die Geschicke der Abteilung. Bis 1986 übernahm die Leitung Gottfried Nestler (1915-1986) danach Gerd Thomsen.
Nach der Neugründung des TSV 1872 Pobershau war die Teilnahme der Mitglieder der Abteilung Turnen beim gesamtdeutschen Sportfest in Dortmund ein besonderes Erlebnis. Von den Turnermännern wurde 1994 das Sportfest in Hamburg besucht. Mit der Neugründung des Vereins formierte sich auch wieder eine aktive Frauenriege. 1990 gründete sich die Aerobicgruppe. Unter der Leitung von Christa Gerlach wurde 1996 die Seniorengymnastik ins Leben gerufen. Das Training im Nachwuchsbereich erfolgt seit 1990 in einer Kleinkindturngruppe und einer Leistungsturngruppe der Mädchen. Die Jungs trainieren gemeinsam mit den Männern. Zur Abteilung gehören derzeit 22 Mitglieder.
Der Abteilung steht Brigitte Schreiter als Abteilungsleiterin vor.